Biogas-Erdgasbrenner für Ricola
Die Ricola AG, Laufen, hat einen neuen 8-t-Astebo-Dampfkessel mit einem speziellen Mischbrenner, der Erdgas allein oder in drei Stufen mit Biogas aus dem anaeroben Abbau des Abwassers gemischt verbrennen kann. Die Zu- und Umschaltung kann bei jeder Brennerlast erfolgen, hat also keinen Einfluss auf das Produktionsvolumen der Fabrik.
Wenn’s pianissimo wird im Konzert, droht oft Husten. Für solche Momente hat man am besten stets ein Päckli Ricola-Kräuterbonbons im Sack. Ganz leise in den Mund geschoben, vertreibt das die Husterei (meistens …). Was stets hilft, hat 1930 der Bäcker und Konditor Emil Richterich in Laufen begründet: die Confiserie Richterich & Compagnie mit Bonbonspezialitäten, insbesondere Hustenbonbons. Emil Richterich beschäftigte sich intensiv mit der Heilkraft von Kräutern und mischte 1940 die heute noch verwendete Rezeptur aus 13 Kräutern für den Schweizer Kräuterzucker. 1948 änderte Richterich den Namen seines Unternehmens. Aus den Anfangssilben von Richterich & Co. Laufen machte er «Ricola». Als Erster ging er mit seinen Produkten in den Export – mit riesigem Erfolg.
Astebo-Kessel mit Zuleitung der beiden Gase (Erdgas, Biogas) zum Brenner.
Biogas aus Ricola-Abwasser
2005 erstellte die Ricola AG in Laufen eine neue Kräuterzuckerfabrik. Diese verfügt über eine eigene Abwasservorreinigungsanlage. Ein Reaktor baut die Biomasse im Abwasser mithilfe von anaeroben Mikroorganismen ab. Dabei entsteht Biogas mit einem Heizwert von 6,7 kWh/m3. Diese Energie – rund 1,2 Mio. kWh/a – wird für den Betrieb genutzt.
In der Energiezentrale wurden zwei 4-t-Dampfkessel installiert, schon damals mit kombinierten Biogas-/Erdgasbrennern. Bei diesen musste aber bei der Zuschaltung von Biogas der Dampfdruck von 13 auf 6 bar gesenkt werden. Für den Betrieb, der auf eine konstante Verfügbarkeit des Dampfs angewiesen ist, ein grosser Nachteil im Produktionsablauf. «Wir mussten fürs Umschalten des Brennstoffs jedes Mal die Freigabe vom Betrieb abwarten; das war mühsam!», sagt der technische Leiter von Ricola, Daniel Bhend.
Der grosse Erfolg der Ricola-Produkte und der ständig steigende Absatz liess die Leistung der beiden Kessel knapp werden. Deshalb entschied sich Ricola zu einer Leistungserhöhung durch Ersatz eines der beiden 4-t-Kessel durch einen mit 8 t Leistung – der zweite Kessel bleibt als Reserve bestehen.
Erdgasbrenner mit variabler Biogas-Beimischung
Für einen neuen 8-t-Dampfkessel (13 bar) holte Daniel Bhend zusammen mit Stefan Gabathuler vom planenden Ingenieurbüro Regioplan, Basel, Offerten ein. Am meisten überzeugte diejenige von Bachmann-ppe sowie PSB Feuerungstechnik AG und Debag-Hediger AG: ein Astebo-Dampfkessel mit einem Erdgas-/Biogas-Zweistoffbrenner von Dreizler, Spaichingen. Dessen Spezialität: 8 Erdgasauslässe und 4 Biogasauslässe sind separat bis vorne an die Stauscheibe geführt (vgl. Foto). Mit der Lamtec-FMS-5-Steuerung können nun auf Stufe 1 nur Erdgas modulierend, Stufe 2 Erdgas mit 20 m3/h Biogas, Stufe 3 Erdgas mit 40 m3/h Biogas und Stufe 4 Erdgas mit 80 m3/h Biogas immer der Flamme direkt zugeführt werden, stets bei der jeweils geforderten Leistung, ohne Abschaltungen und ohne Druckverlust.
Der Dampfkessel mit dem Dreizler-Zweigasbrenner ohne Haube.
Nicht nur Armin Heiniger von PSB, auch Daniel Bhend zeigt sich von dieser Technik begeistert – endlich Biogas beimischen ohne Leistungsunterbruch, bei laufender Produktion. Dazu kommt die weltweit einzigartige Hohlflammentechnologie von Dreizler für multiple gasförmige, flüssige oder biogene Brennstoffe (zum Patent angemeldet) sowie die interne Abgasrezirkulation ARZsuper für niedrige NOx-Werte. Die Leistungsmodulation des Brenners erfolgt über die Drehzahlregelung «frequency» mit bis zu 80 % Stromverbrauchseinsparung. Die optimale Verbrennung wird kontinuierlich über die O2-Regelung sichergestellt. Die Brennersteuerung ist in die fehlersichere SPS «Fail-Save» von Debag-Hediger, Bern, eingebunden, die alle Anforderungen an die Funktionen einer modernen Dampferzeugung übernimmt – Kesselsicherheiten für den Betrieb ohne manuellen Eingriff (BOME), Niveausteuerung, Leistungsregelung usw., alles was direkt mit dem Dampferzeuger zusammenhängt. Ein offenes Protokoll für Erweiterungen hat bereits einen Zusatzauftrag bei Ricola generiert.
Flossen kühlen
Der Astebo-Dampfkessel von Bachmann-ppe überzeugte Bhend hinsichtlich des konstruktiven Aufbaus und der grossen Flexibilität bezüglich der Kundenwünsche. Dampfraum und Rauchgase sind durch die gekühlte Flossenrohrwand zu 100 % getrennt. So entfällt eine reparaturanfällige Ausmauerung (Schamottestöpsel). Die wassergekühlte Flammenumkehrung macht die Konstruktion wärme-technisch spannungsarm.
Der Kessel wird ergänzt durch einen rostfreien Abgas-Kondensations-Rekuperator, der die restliche Abgaswärme für die Warmwassererzeugung des Betriebs nutzt. Ein Bypass gestattet die direkte Leitung der Abgase ins Kamin, wenn kein Warmwasser benötigt wird. Die Installation der Anlage erfolgte im September des letzten Jahres bei laufender Produktion. Deshalb besorgte Bachmann-ppe für die Zeit des Unterbruchs ein mobiles Provisorium mit einem 6-t-Dampfkessel. «Verrückt», sagt Bhend, «genau in diesem Monat hatte Ricola einen Output wie noch nie – ein Rekord!» Dank des Provisoriums konnte auch dies bewältigt werden.
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